Gestern waren meine Schwester und ich im Kino. Im Zuge ihres, sie sagt, 25. Geburtstag, und ich möchte ihr ihre Illusion nicht nehmen, hatte sie sich überlegt, dass es ja lustig wäre in den Film „Gefühlt Mitte Zwanzig“ zu gehen.
Gestern waren meine Schwester und ich im Kino. Im Zuge ihres, sie sagt, 25. Geburtstag, und ich möchte ihr ihre Illusion nicht nehmen, hatte sie sich überlegt, dass es ja lustig wäre in den Film „Gefühlt Mitte Zwanzig“ zu gehen. Und es war lustig. Aber auch traurig. Und dann wieder lustig. Und, vor allem hatte ich am Ende ganz viel zum Nachdenken.
Ein Satz hat mich dabei besonders berührt, weil er so auf mich zutrifft. Er geht ungefähr so: „Ich habe die ganze Zeit versucht, erwachsen zu spielen … . “ Der Satz ging noch weiter, aber ich habe mich voll ertappt gefühlt. Ich spiele nämlich auch die ganze Zeit „Erwachsensein“ und erschrecke jedes Mal aufs Neue, wenn ich mir überlege, wie alt ich schon bin.
Was heißt eigentlich erwachsen?
Ich meine, hin und wieder knirscht ein Knochen oder Buchstaben sind auf einmal viel kleiner als sie früher waren, gerade in letzter Zeit. Obwohl ich meine Augen gerade habe nochmal checken lassen, aber grundsätzlich habe ich immer noch das gleiche Gefühl wie als wenn ich Studentin wäre. Na ja, ohne Dunstabzugshaube ist das ja auch irgendwie so. Erwachsene haben schon mal die und dann richtige Möbel aus dem Möbelhaus und nicht von IKEA oder vom Flohmarkt. Keine selbst zusammengeschusterte Küche (ja, ich habe sie selbst aufgebaut!) und vor allem haben Erwachsene ein Auto … und sie fahren in den Urlaub. Und sie suchen nicht noch ihren Mann, sondern habe ihn schon seit Jahren an der Kandare. Haben Gartenzwerge (na ja, vielleicht übertreibe ich jetzt ein wenig) und sind insgesamt irgendwie seriös.
Das Leben ist eine Achterbahn
Ich hingegen fühle mich jeden Tag wie in einem verdammten Abenteuer, das einfach nicht enden will. Wie als wäre ich in einer Art Freizeitpark und würde den Ausgang nicht finden. Mal schleudert es mich wie in einer Achterbahn durch, mal entgleise ich und mal lande ich „Platsch“ voll im Wasser. „Die kleine Jana möchte aus Småland abgeholt werden!“ Wahrscheinlich ist sogar das der Punkt. Irgendwie möchte ich immer noch vom Prinz auf dem weißen Pferd abgeholt werden und dann nimmt er mich auf ein Schloss und dann haben wir ganz viele Diener, die alles machen müssen und dann leben wir glücklich bis zum Ende unserer Tage.
Wo ist denn jetzt der Prinz?
Ist natürlich alles Bullshit: Mit knapp über 25 kommt einfach kein Prinz mehr vorbei. Das Auto ist auch nicht einfach da. Und der Urlaub bucht sich halt nicht von selbst. Aber warum kommen einem ganz viele Menschen, gerade hier in meinem geliebten Veedel Rodenkirchen, so erwachsen, so fertig und so am Ziel vor? Und, ich selber würde morgen einfach nach Teneriffa auswandern, wenn mein Sohn nicht so spießig wäre und hier bleiben wollte? Man könnte natürlich jetzt sagen, dass das eine besondere Stärke von mir ist, dass ich flexibel bin und eben noch nicht so erstarrt. Aber ganz ehrlich, ich würde mich gerne mal so alt fühlen wie ich bin, dass es so, wie es jetzt grade ist, richtig ist. Ist es aber einfach nicht. Ich bin einfach 20 Jahre älter als ich mich fühle, mich gebe und tue.
Die Seele wird einfach nicht älter
Mir kommt gerade der Gedanke, weil ich schon mit 12 den Haushalt schmeißen musste, dass es ja vielleicht andersherum ist, dass ich schon immer erwachsen war und gar nicht weiß, wie sich ein Kind fühlt. Oder es ist irgendein Mischmasch. Auf jeden Fall bekomme ich immer mehr Falten im Gesicht, aber meine Seele ist total glatt und jung, will noch immer etwas erreichen, etwas schaffen, losziehen und die Welt erobern! Nur ankommen, erwachsen sein, das will sie nicht! Sie will spielen… .
Was heißt Erwachsensein überhaupt? Wer kennt auch dieses Gefühl „Erwachsen spielen“ zu müssen? Und, muss man das überhaupt?
P.S.: Der Film „Gefühlt Mitte Zwanzig“ ist übrigens klasse. Er handelt davon, dass ein Pärchen meines Alters ein Pärchen Mitte Zwanzig trifft und mit ihm um die Häuser zieht. Dieses Voneinanderlernen hilft letztlich beiden und bringt jeden zu sich selbst und die Gedanken zum Alter und wie jemand in einem bestimmten Alter zu sein hat, werden irgendwann als obsolet abgelegt.
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