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Cantamo: Wenn Engel auf Erden singen…

 

Chor und Weihnachten passen gut zusammen. Engel und Weihnachten auch. Auf dem Chorkonzert „Wo die Güte und die Liebe wohnt“ von Cantamo kam beides zusammen. Und das wohlgemerkt schon am 8. Oktober. Als ich die ersten Töne des Kammerchors hörte, dachte ich nur: „Das sind Engel, die mal einen Abstecher auf die Erde machen, um uns hören zu lassen, was uns da oben erwartet.“ Ich war so berührt, dass mir unentwegt Tränen in die Augen schossen.

Sicherlich auch, weil schon das in der Kirche der Ursulinenschule aufgestellte Flüchtlingsboot Einen schlucken ließ. Dabei wollte ich doch einfach nur zum Konzert einer guten Freundin gehen. Schon im Jahr davor hatte der Kammerchor die Menschenrechte vertont. Und auch damals war ich tief beeindruckt.

Chorkonzert mit Tiefgang

Im Mittelpunkt stand der sehr alte liturgische Text aus dem achten Jahrhundert UBI CARITAS ET AMOR. Er wurde im Laufe des Konzerts viermal zeitgenössisch vertont und durch andere thematisch passende Stücke, wie Texte der biblischen Seligpreisungen und zwei Stücke zum Recht auf Asyl ergänzt. Um auf das Flüchtlingsboot zurückzukommen… Es war ein Holzboot aus Libyen, das das Erzbistum Köln 2016 nach Köln brachte. Es wurde an unterschiedlichen Stellen gezeigt und lässt einem die Luft wegbleiben, weil es noch physisch spürbar an die Menschen erinnert, die unter Einsatz Ihres Lebens damit flohen.

Voll erfüllt von Cantamo

Doch wieder zum wunderbaren Gesang zurück. Wir saßen ja in einer Kirche und anfangs traute sich keiner zu klatschen, obwohl es so unendlich schön war. Das wollte ich nicht dabei belassen. Also klatschten eine Freundin und ich so oft, bis sich endlich nach gefühlt fünf Liedern auch noch andere trauten, es uns nachzumachen. So entstand ein gemeinschaftliches Gefühl, dass die Zuschauer noch mehr zusammenschweißte, als es dieses nicht von Erden scheinende Erlebnis so und so schon tat. Noch heute läuft mir dieses Gefühl, etwas ganz Einzigartiges erlebt zu haben, den Rücken herunter. Das schlug sich am Ende im tosenden und nicht mehr zu enden wollenden Applaus nieder.

Ich weiß, wieder mal ganz schön besinnlich… Aber ist ja auch bald Weihnachten!

Wer selber diese Engel auf Erden singen hören möchte: Hier der YouTube-Link zum Kammerchor Cantamo! und die Website www.cantamo.de.

Kurz zum Hintergrund des Kammerchors Cantamo und der Aufführung:
Cantamo hat für diese eine Aufführung an dem Programm seit Jahresbeginn geprobt. Die meisten Komponisten der Stücke leben noch. Übrigens: Kammerchöre gibt es ja mehrere in Köln – nicht jeder darf sich aber so nennen. Ein Kammerchor muss die vier Stimmen Sopran, Alt, Tenor und Bass aufteilen können. So können Stücke acht- oder 12-stimmig werden, also Sopran 1, Sopran 2/Alt 1 und Alt 2 usw. Bei der Aufführung wurde in gemischter Aufstellung gesungen, was so eigentlich nicht üblich ist, da zum Beispiel bei Bachkantaten die Stimmen zusammenstehen. Hier war in der ersten Reihe immer Sopran1/ Sopran 2/Tenor1/ Tenor 2 – hintere Reihe Alt und Bassstimmen im Wechsel. Der Chor probiert im Vorfeld aus, wie die Stücke sich am besten in ihrer musikalischen Kraft entfalten. Noch besonders an Cantamo: Die „Melodie“ wird nicht besonders geübt. Denn Voraussetzung ist, dass alle die Noten vom Blatt singen können. Geübt werden nur schwere Stellen und in den Proben erarbeitet man den Ausdruck, die Lautstärke, was fordernd klingen soll oder lieblich usw.

 

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