Frauen-Business-Tag, jana Behr, Heldin, Alltag
Frauen-Business-Tag, jana Behr, Heldin, Alltag
Gestern war ich mal wieder im Namen der Frau unterwegs. Das mache ich ja regelmäßig, mich in Frauennetzwerken herumtreiben.

Geballte Frauenpower – Frauen-Business-Tag in Köln

Gestern war ich mal wieder im Namen der Frau unterwegs. Das mache ich ja regelmäßig – mich in Frauennetzwerken herumtreiben.

Frauen-Business-Tag, jana Behr, Heldin, Alltag
Geballte Frauenpower auf dem Frauen-Business-Tag in Köln, 2014, Foto: Ute Schmidt

Gestern war ich mal wieder im Namen der Frau unterwegs. Das mache ich ja regelmäßig – mich in Frauennetzwerken herumtreiben. Gestern konnte man das gleich hoch 48. So viele Netzwerke waren gestern beim Frauen-Business-Tag in der IHK Köln an einem Ort versammelt. Und ich mittendrin. Eine kleine Momentaufnahme.

Diesmal bin ich im Gegensatz zu den drei Jahren davor mal pünktlich im Plenarsaal. Da, wo früher die Herren der Schöpfung während der Sitzungen sogar Zigarren pafften, wie wir gleich zu Anfang lernen dürfen, da die Moderatorin das Geheimnis der Messing-Einlassungen in den Plenartischen aufklärt. Dort wurden früher die Zigarren aufbewahrt.

Von Anfang an stark

So angestaubt wie die Räumlichkeiten der altehrwürdigen IHK sind die Vorträge, die uns erwarten, zum Glück nicht. Judith Schulte-Loh führt als erfrischend und fast ein wenig rebellische Moderatorin sicher durchs Programm. Was mir ja großen Spaß macht… . So mal zwischendurch widersprechen.

Eröffnet wird die Veranstaltung offiziell von der Vizepräsidentin der IHK, Dr. Sandra Möller. Mir persönlich etwas zu spießig, aber deshalb nicht minder kraftvoll, werden hier die alt bekannten Themen Vereinbarkeit von Familie und Arbeit, die Qualifikation von Frau auch für Führungspositionen und Diversity-Management auf den Plan gebracht.

Plädoyer für uns Frauen

Gerade erwische ich mich dabei, die vielleicht doch eher etwas anstrengende Frisur der Rednerin zu studieren, als mich das Plädoyer dafür, dass auch Flüchtlingsfrauen in unsere den Frauen offene Gesellschaft integriert werden sollen, wieder zurück zum eigentlichen Thema bringt. Ich frage mich, ob die das auch wollen. Ganz ehrlich, ich würde es mir für sie sehr wünschen, wobei ich nicht glaube, dass die großen kulturellen Unterschiede so einfach zu bewältigen sind. Und ich glaube, dass es davor noch eine Reihe anderer Probleme aus der Welt zu schaffen gilt. Aber gut. Ich bin politisch eine Nieten und halte mich deshalb raus.

Die wundervolle Amelie Fried

Die wundervolle Amelie Fried, © Annette Hornischer Fotografie
Die wundervolle Amelie Fried, © Annette Hornischer Fotografie

Und dann betritt sie die Bühne. Eine, meiner mich inspirierenden Autorinnen, Amelie Fried – die Königin der frechen Frauenliteratur. Sollte bis hierher noch ein Mann gelesen haben: Ja, das ist ein eigenes Genre. Und ja, da gibt es zahlreiche Bestseller- und sogar Weltbestsellerautorinnen, und eine davon ist Amelie Fried.

Ich finde sie wunderbar und ihr Vortrag ist es auch. Sie hat sich, was als Journalistin auch nahe liegt, Schlagzeilen zum Thema, eben der altbekannten Vereinbarkeit von Beruf und Familie herausgesucht und beleuchtet diese mit Fakten. Herrlich. Wir „Betroffenen“ lachen uns kaputt, obwohl einiges doch ganz schön traurig ist. Ein Beispiel: Eine Head handelt von der Aufteilung der Hausarbeit zwischen Mann und Frau. Amelie Fried fragt, wieviel Prozent der Männer wohl noch alles die Frau machen lassen. Erstaunlicherweise haben wir alle Supermänner. Kaum ein Finger geht hoch. Die Statistik sagt allerdings etwas anderes: noch immer ca. 70 Prozent der Frauen schmeißen den Haushalt alleine, auch wenn sie arbeiten. Bei der Überschrift: „Sind Frauen zu nett?“ erzählt Fried das Beispiel von John Wayne, der, bevor er seine Karriere als Revolverheld im wilden Westen startete, die Frage, ob er denn reiten könne, selbstverständlich, wie viele Männer, mit „Ja“ beantwortete, obwohl er noch nie auf einem Pferd gesessen hatte. Eine Frau hätte wahrscheinlich ehrlich zugegeben, dass sie noch nie einen Gaul geritten hat, aber, dass sie es bestimmt schnell lernen könne. Ja, so sind wir, wir Frauen. Selbst schuld, sage ich da nur, aber man kann nur schwer aus seiner Haut schlüpfen.

Nichts ist, wie es scheint

Spannend war dann noch, dass Amelie Fried uns ihren Lebenslauf vorlas. Wuchtig! Und dann kam die Auflösung, warum sie das gemacht hatte. Sie wollte zeigen, wie toll sich manche Lebensläufe lesen. Und dann hat sie uns erzählt, wie es zum Beispiel zu ihrer Fernsehkarriere kam. Da hat sie einen Freund zu einem Casting begleitet und hat dann zufällig den Job bekommen. Oder, kam eines Abends ihr Mann mit einem Buch von Hera Lind nach Hause und meinte, dass sie das doch auch könne. Und schwupps, war die Bestsellerautorin geboren. Dass es natürlich nicht nur Zufall ist, rückte später die Moderatorin wieder zurecht. Denn ein bisschen Können steckt wohl auch dahinter. Aber es war sehr sympathisch, wie Amelie Fried, den Druck ein bisschen rausgenommen hat.

Tipps der Bestsellerautorin:

  • Für jüngere Frauen: Sie sollten sich den richtigen Kerl suchen, der auch ihre Karrieren voll unterstützt und auch mal putzt oder die Kinder versorgt.
  • Für uns Ältere: Auch wenn ein Berufsabschnitt zu Ende ginge, würde sich eine Tür woanders öffnen, und nicht alles sei gleich verloren und vorbei.
  • Und für uns alle: Männer können keine Gedanken lesen – weder privat, noch im Job. Also, sprecht eueren Typen oder Chef an, wenn euch etwas nicht passt.

Noch ein blöder Witz, den ich nicht kannte: „Männer unter sich am Stammtisch… Sagt einer: „Ich habe habe ja nichts gegen die Frauenbewegung, solange sie rhythmisch ist … .“ Ehrlich, ich musste schon lachen, aber wahrscheinlich bin ich die Einzige, die den Witz nicht kannte. Und ich lache ja auch gerne über mich selbst… .

Das seltsame Wunder der Kinderunterbringung

Nach dem sehr erfrischenden und kreativen Vortrag von Amelie Fried folgte eine Podiumsdiskussion über das altbekannte Thema, na, ihr könnt es euch schon denken: Vereinbarkeit von… . Drei Frauen, drei Geschichten. Und, das muss ich ja jetzt zwischenschieben. Nie ist eine alleinerziehende und gleichzeitig selbständige Frau im Plenum. Aber gut, fällt anscheinend nur mir auf… . Jedenfalls ging es um die üblichen Themen, wie Frau das schaffen soll, wenn keine Kitaplätze zur Verfügung stehen. Und ein weiteres Mal klopfe ich auf Holz, weil es anscheinend schier ein Wunder ist, dass ich damals genau zwei Anrufe brauchte, einen beim Kindergarten, den anderen bei der Schule, aus Essen nach Rodenkirchen, um meinen Sohn sowohl im Kindergarten als auch in der Schule unterzubringen… . Keine Ahnung, aber so war es. Andere scheinen ihre Kinder schon anzumelden, bevor diese das Licht der Welt erblicken.

Erst, wenn wir…

Jedenfalls tun sich herrliche Geschichten unserer Mitstreiterinnen auf: Zum Beispiel hat eine der Rednerinnen ein Unternehmen gegründet und einen Tag später ihre Tochter bekommen. Wahnsinn! Sie gibt im Laufe des Gesprächs zu, dass sie das Timing im Nachhinein anders gelegt hätte und Kindererziehung sich dann doch etwas anstrengender entpuppt hätte als zuvor gedacht.

Spannend finde ich den Einwand einer Dame im Publikum, die fast in der Manier der bekannten indianischen Weisheit: „Erst, wenn der letzte Baum gerodet…“ sagt, dass erst, wenn wir solche Foren nicht mehr nötig hätten, hätte sich wirklich etwas verändert. Na ja, irgendwie hat sie Recht. Allerdings haben die Männer ja auch ihre Foren…. Stammtische, Golf, Fußball und so. Die sind halt einfach insgesamt etablierter und irgendwie sozial mehr gemeinsam unterwegs als wir Frauen, die ja gerne schon einmal zickig sind.

Veränderungen in Sicht?

In diesem Zusammenhang bemerkte Amelie Fried noch, dass sie früher bei Veranstaltungen oft gefragt worden sei, wer denn jetzt gerade auf die Kinder aufpasse. Ein Mann würde so etwas nie gefragt. Recht hat sie! Und so lange sich das nicht ändert, wird es für uns Frauen immer ein bisschen schwerer sein.

Meine persönliche Meinung ist ja, dass sich nie wirklich alles ändern wird. Genauso, wie ein Typ einfach besser den Bierkasten schleppen und kein Baby bekommen kann. … Wir können noch so viel strampeln: Es gibt Dinge, die sind einfach so! Auch wenn mich jetzt ganz viele Frauen hauen wollen. Und – ich bin ja die Ausgeburt an selbständiger Frau – aber es gibt Sachen, die lassen sich, jedenfalls Stand der Medizin heute, nicht ändern!

Wie ist euere Meinung zu diesem „Und-täglich-grüßt-das-Murmeltier-Thema“?  Wird vereinte Frauenpower noch alles ändern oder gibt es Dinge, die so bleiben, für immer? 

 

PS: Eines habe ich mir auch noch gemerkt: Man muss wissen, was man will. Dann schafft man alles! Na ja, so einfach ist das nicht immer, finde ich. Oder doch?

 

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